An einem Dienstag, rief mich die Polizei von Bad Säckingen an. Spaziergänger haben angerufen, da der Schwanenvater von Obersäckingen sein rechtes Bein nicht nutzen konnte, ein großer Angelhaken steckte tief im Sprunggelenk und die Angelschnur war um das Bein gewickelt.
Die Polizei bat mich, dem Schwan zu helfen.
In Obersäckingen gibt es nur ein Schwanenpaar. Vergeblich versucht dieses Paar seit
vielen Jahren, ihr Gelege auszubrüten.
Obwohl sie jährlich einen anderen Platz für ihren Nestbau wählen, wird ihnen Jahr für Jahr das Gelege entwendet. So ergeht es den meisten Schwänen in der Region, vorausgesetzt das Nest ist so
gelegen, dass es für Menschen erreichbar ist. Die Nester und Gelege, die für Menschen nicht zu erreichen sind, werden ungehindert ausgebrütet.
Ich fuhr sofort nach Obersäckingen um den Angelhaken zu entfernen. Das Schwanenpaar befand sich im Brutgeschäft, 7 Eier befanden sich im Nest.
Schnell fand ich das Schwanennest. Dort bot sich mir ein wunderschöner Anblick. Auf dem Nest befand sich nicht nur die Schwanendame, der verletzte Schwanenvater leistete ihr Gesellschaft, er
hockte seitlich am Nest.
Aus Erfahrung weiß ich, dass es äußerst riskant ist sich einem brütenden Schwanenpaar zu nähern. Langsam ging ich den kleinen Abhang hinunter und bewegte mich vorsichtig auf das Nest zu.
Ich redete beruhigend auf die Elterntiere ein, und begrüßte sie mit einer Kopfbewegung die für Schwäne eine typische Begrüßung darstellt.
In der Hand mein kleiner Koffer mit Blechscheren, Zangen und Scheren in verschiedener Größe, zum Entfernen von Angelunrat.
Die Schwäne reagierten auf mich in ganz besonderer Weise. Die Schwanenmama blieb ganz ruhig aber aufmerksam auf dem Nest sitzen. Der Schwanenvater begrüßte mich zu meinem Erstaunen, mit einer
liebevollen Geste, er herzelte mich an. Die Bedeutung dieser Begrüssung ist mir gut bekannt, so begrüssen sich Schwäne untereinander die sich liebevoll gesonnen sind.
Mir war klar, dass den Schwänen voll bewusst war, dass ich ihnen helfen wollte.
Beim Nest angekommen, packte ich den wirklich großen Schwanenvater und trug ihn ein paar Meter vom Nest weg. Schnell wickelte ich die Angelschnur vom Bein, nahm die Zange und zog den Angelhaken
aus dem Sprunggelenk.
Der Angelhaken steckte tief bis auf den Knochen des Sprunggelenkes. Was für den Schwan bei jeder Bewegung unglaublichen Schmerz bedeutet.
Nach 18 Jahren täglicher Arbeit mit Schwänen, an Hoch- u. Oberrhein, sind solche Aktionen für mich Routine geworden.
Anschliessend untersuchte ich den Schwan auf weitere Angelutensilien.
Seine Frau beobachtete uns die ganze Zeit, sie blieb ganz ruhig auf ihren Eiern sitzen.
Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sich das Sprunggelenk vollständig regeneriert hat. An Land schont der Schwanenvater sein Bein, indem er es hoch zieht. Im Wasser ist es für ihn kein
Problem das Sprunggelenk zu bewegen und zu schwimmen. Das Gelenk wird sich vollständig regenerieren, da der Angelhaken relativ schnell entfernt wurde, Dank der aufmerksamen Spaziergänger, die
sofort Hilfe anforderten.
Da ich täglich nach dem Schwanenvater und dem Zustand des Sprunggelenkes sah, bemerkte ich nach 2 Tagen, dass 5 Küken geschlüpft waren, die restlichen 2 Eier wurden von der Schwänin noch
bebrütet.
Am nächsten Tag allerdings war das gesamte Gelege leergeräumt. Die geschlüpften Küken sowie die restlichen Eier, dass gesamte Gelege war weg. Die Schwänin rief tagelang nach ihren Kindern und war sichtlich nervös und sehr traurig.
Es ist ausgeschlossen, dass es sich bei einem derartigen Eingriff, bei dem das gesamte Gelege verschwindet, um natürliche Feinde handelt, da die Schwaneneltern ihre Brut mit ihrem Leben
verteidigen.
Oft werden bei solchen Nestplünderungen die Elterntiere schwer verletzt, und von uns
über Wochen oder Monate, wieder gesund gepflegt.
Carmen Weitzel 1. Vorstand Schwanenschutz Komitee e.V.
Schwanenschutz Komitee e.V.
www.schwanenschutz-komitee.de