Immer wieder erleben wir die schlimmsten Schwanenschicksale, meistens verursacht durch menschliche Einwirkung.
Die Tiere leben in einer vom Menschen dominierten und gestalteten Umwelt, was zur Folge hat, dass die Lebenssituation für die meisten Tiere, nicht nur erschwert, sondern oftmals unerträglich
ist.
Die folgende Geschichte eines Schwanenschicksals, ist eins von vielen dramatischen Ereignissen die wir/ich im Laufe unserer Hilfeleistung für Wasservögel, erlebt haben.
Ein Schwanenpaar ansässig bei Schwörstadt am Rhein, hat in diesem Jahr, erfolgreich sein Gelege ausgebrütet. 6 wunderschöne Küken erblickten im Mai das Licht der Welt.
Schwanenpapa und Schwanenmama waren mächtig stolz auf ihren Nachwuchs. Sie behüteten ihre Kleinen, und nahmen die Schwanenkinder immer in ihre Mitte. Da sie im letzten Jahr alle 7 Schwanenküken
verloren hatten -eines wurde mit umgedrehtem Hals auf der Wiese gefunden- schauten sie in diesem Jahr ganz besonders gut auf ihre Kinder.
Mittlerweile ist der Rhein so sauber und nährstoffarm aufgearbeitet, das kaum noch Wasserpflanzen wachsen. Aus diesem Grund sind Schwaneneltern oftmals gezwungen, mit ihrem Nachwuchs an Land zu
gehen, um zu Weiden.
Auch unser Schwanenpaar hielt sich vorwiegend an Land auf. Wunderbar fürsorglich nahmen die Schwaneneltern die 6 Küken in ihre Mitte. Voran schritt immer der Schwanenvater, danach aufgereit wie
auf einer Perlenkette, ein Küken nach dem anderen. Den Schluss bildete die Schwanenmama. Es war so schön anzusehen, wie behütet und beschützt die Kleinen in der Mitte ihrer Eltern geführt
wurden.
Laut Europäische Vogelschutzrichtlinie, steht den Wasservögeln, die Beweidung von Uferzonen an Gewässern zu.
Nun kam der Tag, an dem wir/ich die Schwanenmama nur noch alleine mit ihren Küken sahen. Wo war der Schwanenpapa? Ich suchte alles ab, an Land sowie im Wasser. Das ganze Revier suchte ich ab.
Nichts, ich fand ihn nicht..... Meine Sorge war gross, denn niemals lässt ein Schwanenelternteil, ohne erheblichen Grund, seine Familie alleine.
Tagelang suchte ich immer wieder das Revier ab, bis ich ihn fand, den Schwanenpapa.
Oh mein Gott, dachte ich. Endlich, da ist er ja. Um so größer war der Schreck, wie ich sah, dass er einen Hängeflügel hatte, der rechte Flügel hing bis auf den Boden.
Was das bedeutet war mir aus Erfahrung klar. Höchstwahrscheinlich ein Flügelbruch.
Was das für den Schwanenpapa bedeutete, war auch so ziemlich klar. Ein Schwan mit nur einem funktionstüchtigen Flügel hat keine Chance sein Revier zu erhalten und in freier Natur zu
überleben.
Das war das AUS für die ganze Familie, ohne Vater kann eine Schwänin ihre Kinder nicht großziehen. Der Schwanenvater erhält das Revier, die Schwanenmutter kümmert sich um die Aufzucht der
Küken.
Ich brachte den Schwanenvater noch einmal zu seiner Familie, die Kleinen und auch die Schwanenmama begrüssten ihn herzlich.
Nun musste er zum Tierarzt, um den Flügel zu Röntgen.
Leider bestätigten die Röntgenaufnahmen meine Befürchtung, und es war noch schlimmer. Der Flügel wies mehrere Brüche auf, dazu noch offene Brüche die gesplittert waren.
Es war eindeutig, der Schwanenpapa hat Schläge auf den Flügel bekommen.
Weit und breit gibt es kein Hindernis in dem Revier des Schwanenpaares, gegen das, der Schwan hätte fliegen können.
Die zuständigen Tierärzte entschlossen sich, anhand der Röntgenaufnahmen, den Schwanenpapa von seinen Schmerzen zu erlösen.
Schweren Herzens und mit vielen Tränen nahmen wir Abschied, von einem Schwanenvater den wir seit etwa 10 Jahren kannten. Er lag wie ein weißer Engel da, seine Flügel ausgebreitet, das Weiß seines
Gefieders strahlte im Licht.
Nun mussten wir/ich die Schwanenmama und die Küken in Sicherheit bringen. Denn aus Erfahrung wissen wir, dass es nicht lange dauert, bis andere Schwäne bemerken, das kein Revierhalter das Revier
verteidigt und hält.
So fing ich unter viel Mühe, die Schwanenmama und ihre 6 Küken, die schon Entengrösse haben, ein.
Wir brachten die Familie zu unserem Pflegeteich, für verletzte Wasservögel, der ganz nah am Rhein liegt. Der Teich ist sehr groß, und gibt der Schwanenfamilie nun ein gesichertes Zuhause.
Dort kann die Schwänin in Ruhe ihre Küken zu stolzen Jungschwänen aufziehen.
Die Schwanenmama wir nennen sie "Samira“, war die ersten Tage sehr traurig. Sie trauerte um ihren Mann, mit dem sie über 10 Jahre verheiratet war. Ich sah es an ihrem Gesicht. Ihr war
bewusst, dass sie Mann und Revier verloren hatte.
Wenn die Zeit da ist, werden die Jungschwäne, geführt von ihrer Mutter, den Teich verlassen und in den Rhein fliegen.
Die Jungschwäne werden ihrer Wege ziehen, die Schwänin "Samira" wird sich einen neuen Lebenspartner suchen, wahrscheinlich schon im nächsten Frühjahr.
Verfasst von Naturschutzwartin
Carmen Weitzel
Schwanenschutz Komitee e.V.