Seit 1999 betreuen wir vom Schwanenschutz Komitee die Höckerschwäne an Hoch- und Oberrhein. Auf Schweizer, französischer und deutscher Seite des Rheins. Was bedeutet, dass durchschnittlich dreihundert Schwäne von uns betreut werden.
Neben verletzten und verunglückten Schwänen, die von uns gesund gepflegt werden, finden natürlich auch tägliche Beobachtungen und Erlebnisse von/mit Schwänen und anderen Wasservögel statt.
So konnten wir in vielen Jahren täglicher Arbeit mit dem Höckerschwan, des öfteren beobachten, dass Höckerschwanweibchen die ihren Partner verloren haben und flugunfähige Jungschwäne oder Küken führen, sich einen neuen Partner suchen. Der neue Partner adoptiert die Jungschwäne oder Küken seiner neuen Schwanenfrau. Er akzeptiert und beschützt die Brut wie seine eigenen Kinder.
Ohne Partner hat die Schwanenmutter kaum eine Chance ihre Brut großzuziehen, da gute Reviere knapp sind und von anderen Schwänen gerne schnell besetzt werden.
Ein Schwanenmann hat die Aufgabe, anderen Schwänen gegenüber sein Revier zu verteidigen und zu halten. In Notfällen hilft ihm seine Partnerin dabei. Ansonsten ist diese mit der Aufzucht der Jungschwäne beschäftigt.
An unserem Pflegeteich für verletzte Wasservögel machten wir ähnliche Erfahrungen:
Ein verletzter männlicher Höckerschwan, der schon mehrfach Bruterfahrung hatte und auf unserem Pflegeteich weilte, zog dort zwei verwaiste Schwanenküken groß. Nachdem wir ihm die Küken vorsichtig zeigten und er diese sofort durch Herzbewegungen des Hals und Kopfes begrüsste, setzten wir ihm die Küken zu. Er zog diese liebevoll groß.
Das sind aber individuell verschiedene Erfahrungen. So haben wir oft genug auch Schwäne, die weniger sozial eingestellt sind. Diese versuchen Küken zu ertränken oder dulden keinen anderen Schwan auf dem Pflegeteich.
Auch konnte von uns individuell beobachtet werden, wie Höckerschwäne einander das Leben retten. Jedoch nicht in jedem Fall hilft ein Höckerschwan dem anderen. Es gibt aber durchaus Fälle in denen
ein Schwan einem anderen Schwan, dass Leben rettet.
So konnten wir wiederholt beobachten, das ein Höckerschwan von einem dominierenden Reviermännchen attackiert und unter Wasser gedrückt wurde. Dadurch entstand eine lebensgefährliche Situation für den verfolgten Schwan. Ein anderer Höckerschwan der den Vorgang beobachtete, rettete dem Unterliegenden das Leben, indem er den Angreifer wiederholt anflog. Dieser wendete sich von seinem Opfer ab, und der attackierte Schwan konnte sich in Sicherheit bringen.
Soziales Miteinander unter Höckerschwänen beobachtet man in größeren Gruppen.
Zum Beispiel in Winteransammlungen sowie in Mausergruppen. Es wird geflirtet zu zweit zu dritt und auch zu viert oder fünft.
Durch Herzbewegungen von Kopf und Hals wird einander die Zuneigung gezeigt. Dabei werden Rufe ausgestossen. Diese Ruftöne werden auch beim Suchen des Partners eingesetzt. Hört der oder die Angebetete den Partner rufen, eilt dieser schnellstens herbei.
Durch zurückwerfen des Kopfes findet unter den Schwänen die Begrüssung statt. Gleich wie zu menschlichen Bezugspartnern. Bei Jungschwänen in Kombination mit lauten Wiwi - Tönen.
Sehr sozial sind Schwaneneltern ihren Küken gegenüber. Füttert man die Schwanenfamilie, so lassen die Elterntiere in den meisten Fällen ihren Küken den Vortritt.
Sie halten sich zurück bis die Kleinen gegessen haben, und beobachten die Fütterung bis sie dann selbst Nahrung zu sich nehmen.
Natürlich ist auch dieses Verhalten individuell.
Es ist uns schon gelungen, ein verwaistes Schwanenküken, einem Schwanenpaar mit gleichaltrigen Küken, unterzusetzen. Obwohl die Schwaneneltern ihre Kinder an der Stimme genau erkennen, nahmen sie das Waisenkind auf, und zogen es groß.
Aber auch das ist individuell verschieden. So gibt es auch Schwaneneltern, wo vor Allem der Schwanenvater, ein fremdes Küken sofort im Genick packt, schüttelt und unter Wasser drückt. Das bedeutet für ein kleines Küken den sicheren Tod.
Jeder Schwan hat einen eigenen individuellen Charakter und verhält sich dementsprechend. Bei der menschlichen Spezies ist das auch so.
Fälschlicherweise wird dem Höckerschwan ein Kurzzeitgedächtnis unterstellt, dass können wir nicht bestätigen. Nach unseren Erfahrungen haben Schwäne ein Langzeitgedächtnis.
So machen wir wiederholt die Erfahrung, dass Schwäne die von uns gesund gepflegt oder längere Zeit gefüttert wurden, uns noch nach vielen Jahren sofort erkennen.
In solchen Fällen findet eine übermässig, freudige Begrüssung statt. Mit lauten Rufen, Flügelstellen, Herzbewegungen des Halses und Kopfes, sowie zurückwerfen von Hals und Kopf, wird die freudige Begrüssung gezeigt. Auch das Beknabbern von Gesicht und Kopfhaar kommt vor.
Interessanterweise konnte von uns beobachtet werden, wie sich ein Höckerschwan im Spiegel erkannt hat.
Ein männlicher Höckerschwan, eine Handaufzucht von uns, der ausgewildert einige Jahre in freier Natur lebte, hatte durch einen Hundebiss eine schwere Verletzung am Bein.
Wir nahmen ihn in Pflege bei uns auf. In dieser Zeit ereignete es sich, dass der Schwan sich in einem großen Spiegel sah, da er ins Haus marschierte.
Er stand vor seinem Spiegelbild und schaute sich ganz bewusst an. Er begann mit dem üblichen Begrüssungsritual unter Schwänen. Schnell aber merkte er, dass sein Gegenüber kein anderer war, als er selbst.
Er beklopfte daraufhin den Spiegel mit dem Schnabel und wollte das Gefieder im Spiegelbild putzen. Diese Zeremonie wiederholte er von nun an täglich.
Es bereitete ihm sichtlich Spaß und weckte großes Interesse bei ihm, sich selbst im Spiegel zu sehen.
Die Kommunikation zwischen Höckerschwan und Mensch findet über Ton, Gestik und sehr gut über Telepathie statt.
So ist der Höckerschwan nach unseren Erfahrungen sehr empfänglich für telepathisch übermittelte Bilder. Die Bilder, die man übermitteln möchte, werden visuell ( bildhaft gesehen ) und dem Schwan als Bild übermittelt.
So kann man ihm bestimmte Aufenthaltsorte von Gruppen in denen er gut Überwintern kann, visuell mit entsprechender Richtung aufzeigen. Die Übermittlung von Bild und Richtung sollte öfter wiederholt werden. Er wird an dem entsprechenden Ort eintreffen.
Höckerschwäne hören auf ihren Namen. Gibt man Höckerschwänen einen Namen und wiederholt diesen z.B. bei der Futtergabe, so reagiert der Schwan spätestens nach vier Tagen auf den Ton seines Namens. Der Name sollte allerdings kurzsilbig sein.
Ruft man den Höckerschwan mit seinem Namen, so kommt er und wirft zur Begrüssung seinen Kopf nach hinten, evtl. mit einem Begrüssungslaut.
Selbst nach vielen Jahren hat der Schwan den Ton seines Namens nicht vergessen und reagiert auf diesen.
Der Höckerschwan verfügt über ein ausgezeichnetes Gefühl für Zeit.
Bei der Winterfütterung, die immer um die gleiche Zeit am gleichen Ort stattfindet, versammeln sich die Tiere pünktlich. Sie kommen aus allen Richtungen zur gewohnten Uhrzeit zusammen.
Hingegen aller Behauptungen, dass Höckerschwäne nicht tauchen und unter Wasser schwimmen können, beobachteten wir in vielen Situationen das Gegenteil.
Es wurde mehrfach von uns beobachtet:
In einer Situation, in der ein Höckerschwan von einem angreifenden Höckerschwan unter Wasser gedrückt wurde. Konnte sich dieser befreien, dann schwamm er unter Wasser 10 bis 20 Meter weit, um an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen.
Dieser Vorgang kann sich mehrfach hintereinander wiederholen. Selbst Jungschwäne verfügen über diese Technik des Unterwasserschwimmens.
Schwanenschutz Komitee e.V
1. Vorstand Carmen Weitzel
www.schwanenschutz-komitee.de